Letztens habe ich ein YouTube Short gesehen und war irritiert: „Was ist denn das da im Hintergrund?“ Und siehe da: Auch die Leute in den Kommentaren sind auf diese Kleinigkeit eingegangen. Hier liest du, was es war und wie du Irritationen für dich und deine Social Media-Posts nutzen kannst.
Hinweis: Das hier ist ein Beitrag in einer Reihe von Tipps, die dir bei deinen nächsten Social Media-Posts helfen könnten. Weitere Tipps:
Eigentlich präsentiert diese Person in ihrem YouTube-Video „Uhren, die nicht wirklich teuer, aber ziemlich cool sind“. Mal abgesehen von seiner etwas ungewöhnlichen Stimme, die man schon fast als Irritation ansehen kann, gibt es aber noch eine Auffälligkeit. Bemerkst du es?
Hast du es im Hintergrund entdeckt? Es ist wirklich nur eine Kleinigkeit, aber die Zehennägel der Person sind rot lackiert. Und warum schon so eine – eigentlich unbedeutende – Kleinigkeit einen Impact hat, siehst du direkt in den Kommentaren:
Mehr Interaktion durch Irritation
Fast 110.000 Personen haben das Short geliked. Diesen einen Kommentar haben 5.343 Leute geliked – also rund 5 % von den Gesamt-Likes. Das sind 5 %, die ohne diese Irritation nie zustande gekommen wären. Und das ist sogar nur ein einziger Kommentar. Plötzlich rückt eine vermeintliche Kleinigkeit in den Fokus.
Irritationen wie diese führen dazu, dass User sich denken: „Habe ich das jetzt als einzige Person gemerkt? Ich guck‘ mal in die Kommentare…“. Oder manche kommentieren auch ihre Spekulationen, weil sie die Irritation aufklären wollen bzw. eine Begründung suchen: „Vielleicht hat seine Tochter ihm die Zehen lackiert?“. Und dann gibt es auch noch die, die den Creator verteidigen: „Ey, was interessiert euch das?! Lasst ihn doch, wenn er will!“
All das erhöht die Interaktion – also Zeit, die User mit einem (oder hoffentlich deinem) Beitrag verbringen, was wiederum die Reichweite steigert. Und das nur, weil der Algorithmus sich denkt: „Wenn die Personen so viel Zeit mit dem Video verbringen, muss es ja gut sein!“.
Worauf du bei Irritationen achten musst
Bei diesen Irritationen ist es ein schmaler Grat zwischen „Es ist zu offensichtlich“ und „niemand bemerkt es“ – und wir sind als User natürlich auch nicht blöd. Es gilt also: subtil bleiben. Die Irritation muss so wirken, als wäre sie gar kein beabsichtigter Teil des Videos, sondern vielleicht sogar nur zufällig ins Bild geraten.
Zusätzlich wäre es super, wenn die Irritation noch Raum für Spekulationen lässt: „Was ist das überhaupt?“ – „Ist es wirklich das, was ich denke?“. Viele Content Creator tendieren dazu, direkt alles erklären zu wollen und dann sogar schon vor den ersten Kommentaren der User einen Kommentar anzupinnen.
Jetzt stell‘ dir vor, der Creator von dem YouTube Short hätte im ersten Kommentar direkt geschrieben: „Haha, die lackierten Nägel übrigens – das hat meine Frau gemacht, weil sie was testen wollte!“ – Zack, die Luft ist raus und der Spaß für die Community ist flöten gegangen.
Fazit: Glatt gebügelt ist langweilig
Häufig muss ich an mein Sprechtraining beim Radio zurückdenken. Damals hatte ich einen leichten Niederrhein-Dialekt und das wollte man bei einem Radiosender im Süden nicht so gerne hören – schließlich wollen die Leute sich „zu Hause“ fühlen, wenn sie ihren Sender einschalten. Das kann ich auch absolut nachvollziehen, aber so etwas nimmt natürlich auch sehr viel Individualität.
Schon die Radiolegende Howard Stern wusste: Wenn du polarisierst, hören dir die Leute zu. Die einen, weil sie dich lieben und die anderen, weil sie sich über dich aufregen wollen.
In Zeiten von Social Media gilt das natürlich immer noch, aber wir können es noch viel subtiler gestalten. Platziere zum Beispiel etwas im Hintergrund deines Videos, das mit deinem Thema gar nichts zu tun hat und beobachte mal, was passiert!
Hast du auch noch Beispiele für Social Media-Posts, die leicht irritierend sind? Schick sie mir gerne!