„Tote Community“: Wie passive User deine Reichweite zerstören

Je älter Social Media-Plattformen werden, desto mehr beobachtet man ein Phänomen: eine tote Community. Oder zumindest eine tote Teil-Community.

Vielleicht hast du es bei deinem oder anderen Accounts schon gemerkt: Die meisten Beiträge bzw. Postings erhalten immer nur einen Bruchteil der Reaktionen im Vergleich zu der Anzahl der Follower.

Nehmen wir als Beispiel einmal die tagesschau auf Instagram. Sie hat aktuell ca. 5,2 Millionen Follower, erreicht bei den meisten Beiträgen aber nur 5 bis 6-stellige Likes.

Zugegeben: Nachrichtenkanäle sind noch einmal eine Besonderheit, weil die Zielgruppe nicht sehr spitz ist. Und es gibt auch mehrere Gründe (looking at you, Algorithmus), warum Beiträge nicht noch mehr Menschen erreichen. Einer davon ist aber eben die tote Community.

Wie du hier vielleicht auch schon gelesen hast, wird dein Posting zuerst deiner Community bzw. deinen Followern ausgespielt. Das betrifft hauptsächlich die Personen, die vermehrt mit deinen Inhalten interagieren.

Funktioniert der Beitrag bei diesen Leuten, wird er mehr Personen ausgespielt. Das ist jetzt zwar sehr vereinfacht dargestellt, aber ich möchte auf einen konkreten Punkt hinaus:

Hast du 100.000 Follower und 50.000 davon sind nicht mehr aktiv oder kommen nur noch ein- bis zweimal die Woche online, schwindet natürlich auch deine Reichweite. Das gilt zumindest für Instagram und Facebook (also Meta) und ist auch der Grund, warum TikTok so gut funktioniert, dass Meta den Algorithmus von Instagram nachträglich angepasst hat.

Facebook-Seiten haben seit Jahren mit sinkenden Reichweiten zu kämpfen, weil immer mehr Menschen ihre Accounts stilllegen (weil sie einfach keine Lust mehr auf Facebook haben oder zu einer anderen Plattform wechseln). Vielleicht sind die Themen der Accounts aber auch einfach nicht mehr relevant.

Hinweis: Das soll nicht bedeuten, dass niemand mehr Facebook nutzt. Laut aktueller ARD-ZDF-Onlinestudie ist Facebook immer noch auf Platz 2 der täglich genutzten Social Media-Plattformen. Die Zahlen sind allerdings rückläufig.

Der Social Graph von Meta, der sich darauf fokussiert, Inhalte von Personen und Seiten zu zeigen, mit denen du bereits interagierst, hat ein Ablaufdatum. Genau wie im echten Leben kommen und gehen Freunde/Bekannte und Interessen ändern sich. Dummerweise sind User (und damit meine ich uns alle) zu faul, Accounts zu entfolgen.

Ein Schritt einer Freundin war deswegen interessant und sehr ungewöhnlich: „Also ich bin 1LIVE bei Instagram jetzt entfolgt. Das interessiert mich alles nicht und irgendwann reicht es auch mal mit der Nostalgie.“

Bis Menschen diesen Schritt gehen, um drei zusätzliche Klicks zu machen, muss schon einiges passieren (und das ist wirklich nicht ironisch gemeint).

Auf den ersten Blick mag es hart wirken, aber eigentlich hat diese Freundin (Grüße gehen raus) 1LIVE damit sogar einen Gefallen getan, denn sie hat als passive Userin mit den Inhalten sowieso nicht interagiert. Damit hat sie jetzt quasi „Platz gemacht“, damit die Beiträge anderen Personen ausgespielt werden, die hoffentlich damit interagieren.

Es gibt also drei Knackpunkte:

  • User, die ihren Account stillgelegt haben bzw. nicht mehr online kommen
  • User, die nur noch so sporadisch online kommen, dass sie gar keine Zeit und/oder Lust haben, mit bestimmten Inhalten zu interagieren
  • User, die Accounts folgen, weil sie das vor Jahren mal gemacht haben, aber sich für die Inhalte nicht mehr interessieren

Aber gibt es überhaupt eine Lösung für die Probleme?

Lösungen gibt es nur begrenzt. Es gibt Tools, die dir anzeigen, wie aktiv oder inaktiv deine Follower sind. Daraufhin könntest du sie entfernen – allerdings nur händisch. Mir wäre zumindest kein Tool bekannt, dass inaktive User identifiziert und automatisch entfernt. Falls du eines kennst: let me know. Aber was das Entfernen der Follower dann wiederum mit deiner Reichweite macht… wer weiß.

Wenn Reichweiten kontinuierlich sinken, stellt sich ab einem gewissen Punkt dann aber die Frage, ob sich das Ganze noch lohnt. Vielleicht ist ein Plattformwechsel der richtige Weg oder du erstellst einen komplett neuen Account und legst diesmal (noch größeren) Wert auf eine Markenstrategie, damit die User vielleicht sogar nur wegen dir noch auf die Plattform kommen.