Sollte ich ab jetzt nur noch lange TikTok-Videos machen?

Ringlicht mit TikTok-Logo

TikTok hat sich in den letzten Jahren als die Plattform für kurze, knackige Videos etabliert. Die App, die 2018 international als TikTok bekannt wurde, hat eine Erfolgsgeschichte hinter sich. Doch was macht TikTok so besonders? Kurz gesagt: Es sind die kurzen Videos.

Die Plattform begann mit einer maximalen Videolänge von 15 Sekunden und hat damit den Nerv der Zeit getroffen. Es scheint aber langsam zu einem Wandel zu kommen: TikTok erlaubt jetzt teilweise sogar Videos mit bis zu 60 Minuten Länge. Müssen unsere TikToks jetzt also alle länger werden?

TikTok entstand aus der Fusion mit der App musical.ly, die bereits eine große Nutzerbasis für lip-sync Videos und kurze, kreative Clips hatte. Musical.ly-Nutzer konnten ihre Videos von bis zu 15 Sekunden mit Musik hinterlegen und ihre Performance teilen. TikTok baute auf diesem Erfolg auf, fügte jedoch zahlreiche neue Funktionen und einen überlegenen Algorithmus hinzu, der die Nutzererfahrung revolutionierte.

Auch Vine verfolgte einen ähnlichen Ansatz. Die 2012 gestartete Plattform erlaubte nur 6-Sekunden-Videos und erfreute sich rasch großer Beliebtheit. Vine konnte jedoch nicht langfristig bestehen, da es den steigenden Anforderungen und Erwartungen der Nutzer nicht gerecht wurde. TikTok hingegen schaffte es, die Idee der ultrakurzen Videos weiterzuentwickeln und erfolgreich zu etablieren.

Es ist kein Geheimnis, dass unsere Fähigkeit, uns über längere Zeiträume zu konzentrieren, abgenommen hat. Schon eine Studie von 2015 hat gezeigt, dass die durchschnittliche Aufmerksamkeitsspanne von 12 Sekunden im Jahr 2000 auf etwa 8 Sekunden im Jahr 2015 gesunken ist. Dies liegt unter anderem daran, dass wir in einer Welt leben, in der uns ständig neue Informationen und Reize um die Ohren fliegen. Benachrichtigungen, Social Media-Feeds, E-Mails – alles schreit um unsere Aufmerksamkeit.

TikTok hat dieses Phänomen perfektioniert. Die kurzen, unterhaltsamen Videos sind genau das, was unser Gehirn sucht: schnelle Belohnungen ohne große Anstrengung. Das Scrollen durch die endlose Videowand fühlt sich an wie ein endloses Belohnungssystem. Kein Wunder, dass wir uns immer weniger auf längere Inhalte konzentrieren können oder wollen.

Doch während kurze Videos das Herzstück von TikTok bleiben, gibt es einen bemerkenswerten Trend hin zu längeren Inhalten. TikTok hat die maximale Videolänge schrittweise auf bis zu 60 Minuten erhöht. Das mag zunächst überraschen, aber es gibt gute Gründe dafür.

Längere Videos haben das Potenzial, emotionalere Geschichten zu erzählen und tiefere Verbindungen zu den Zuschauern aufzubauen. Das merkt auch die jüngere Generation und schaut sich zum Beispiel eine Dokumentation lieber in sieben verschiedenen Teilen im 16:9-Format mit einem schwarzen Balken oben und unten an als bei YouTube. Diesen Trend bemerkt auch TikTok bzw. die Firma ByteDance und erhöht die Maximaldauer der Videos.

Sie sind ideal für Tutorials, Vlogs, Interviews oder Dokumentationen – Formate, die mehr Zeit benötigen, um ihre Wirkung zu entfalten. Aber Vorsicht: Nur weil längere Videos jetzt möglich sind, heißt das nicht, dass sie automatisch besser sind.

Ob lang oder kurz – die Länge eines Videos auf TikTok ist letztendlich weniger entscheidend als dessen Inhalt. Ein Video sollte so lange sein, wie es braucht, um seine Botschaft klar und unterhaltsam zu vermitteln. Genau wie im Radio: Hör auf zu sprechen, wenn du alles gesagt hast. Gutes Storytelling, die Berücksichtigung der Sehgewohnheiten und das Wissen um die Vorlieben deiner Zielgruppe sind der Schlüssel zum Erfolg.

Für Social Media-Kanäle bedeutet das: Experimentiere mit unterschiedlichen Längen, beobachte die Reaktionen und finde heraus, was für deine Community am besten funktioniert. Die perfekte Länge gibt es nicht – aber es gibt perfekte Inhalte.